Der Anfang...

(...und die ersten Schritte bis zur Einweihung des ersten Teilstückes im Juli 2003)

"Jetzt drehen sie völlig durch!" müssen unsere Verwandten, Freunde und Kollegen gedacht haben als unser Vorhaben, der Aufbau einer etwas größeren Eisenbahn, zu ihnen durchgedrungen ist. Wie viele besorgte, hämisch lachende und mitleidige Blicke wir geerntet haben, haben wir nicht gezählt. Die Gesichtszüge beim Anblick der ersten Fahrzeuge unserer Sammlung reichte von "Was - dieser Schrott?" bis "fantastisch". Einige haben gar eine kleine Modelleisenbahn-Lok gesucht und die BN30R als Lok gar nicht wahrgenommen, obwohl sie direkt davor gestanden haben. :-)

Die meisten von ihnen haben in Anbetracht des Fortschrittes zwischenzeitlich ihre Meinung geändert und sind begeistert von den Ergebnissen die für sie (und zugegeben teilweise auch für uns!) undenkbar waren. 

All denen die jetzt noch am Sinn einer eigenen "echten" Feldbahn zweifeln sei gesagt: Mit dieser Feldbahnanlage erhalten wir ein Stück technischer Geschichte am Leben. Wir schließen uns damit den anderen "Verrückten" wie Feldbahnvereinen und privaten Feldbahnern an die ebenfalls jede freie Minute und einige finanzielle Mittel einsetzen um dieses Stück Technikgeschichte nicht nur in Büchern oder in den Gedanken zu erhalten. Und das macht Spaß denn Briefmarken zu sammeln ist ja schließlich auch nicht jedermanns Sache......

Wie kam es eigentlich zu diesem Schritt?

Seit meiner Kindheit begeistere ich mich für Eisenbahnen aller Art, darunter in den 70 & 80er Jahren auch für die Feldbahn im Silikatwerk Brandis. Dort stand ich oft am Bahnübergang der Aschenbahn oder schaute über die Mauer zu den Fahrzeugen und träumte von einer eigenen Lok...

Viele Jahre später kamen die Erinnerungen wieder hoch und ich hatte mir in den Kopf gesetzt, mangels Feldbahnmaterial eine "richtige eigene Eisenbahn" in Angriff zu nehmen. Dabei fiel unsere Wahl zunächst auf eine "kleine" V10B (Normalspur 1435mm), welche auf einem Stück Gleis ihren Ruhestand bei uns genießen sollte. Leider ist der Transport, Restauration und Aufstellung ein "schwergewichtiges" Problem, können doch die 18Tonnen der Lok nur mit erheblichem (vor allem finanziellen) Aufwand transportiert und bewegt werden.

Eine Feldbahn, wie damals in Brandis erlebt, liegt aber doch viel näher. Zudem kann man sie sehr viel besser mit den vorhandenen Mitteln transportieren und aufarbeiten (auch wenn der Aufwand hierfür keinesfalls zu unterschätzen ist!!!). Die Entscheidung fiel dann schließlich zu Gunsten der Feldbahn, deren Spurweite mangels Angebot aber noch offen war.

Erste Anfragen und Kontakte mit Vereinen und Sammlern haben damals zu keinerlei Resultat geführt, man hatte oder wollte nichts abgeben oder antwortete erst gar nicht - Schade!!! Einzig einige wenige private Feldbahner ermutigten uns zum Durchhalten... Aber so schnell geben wir nicht auf - wenn auch die späteren Ausmaße die unserer Idee folgten noch nicht andeutungsweise klar waren... :-)

Und hier nun einige wesentliche Etappen vom Beginn im Oktober 2002 bis zur Einweihung des ersten Abschnittes im Juli 2003:

Der erste Schritt

In meinem Kopf liefen immer wieder Bilder von Feldbahnen im östlichen Leipziger Umland ab, die ich in meiner Kindheit selbst noch in Betrieb erlebt habe. Also auf an den Ort der Erinnerung dachte ich und an einem Sonntag führte uns dann ein kleiner Wochenendausflug im Oktober 2002 "gaaanz zufällig" nach Beucha.

Drei rostige Schienennägel von der Verladerampe der ehemaligen Feldbahn des Steinbruchs am Bahnhof Beucha waren das Ergebnis. Nicht sehr viel - aber der Wille wurde dadurch erheblich gestärkt... Bei dieser kleinen Wochenend-Rundfahrt haben wir mehrere Firmen notiert, die bis zur Wendezeit mit Feldbahnen zu tun hatten und später angerufen. Erstes fantastisches Ergebnis war eine Kipplore mit 750mm Spurweite, die umgehend käuflich erworben wurde.

(Ergänzung 19.04.09: Unsere "Ur-Lore" haben wir zwischenzeitlich getauscht gegen eine Lore in Spurweite 600mm. So kann sie anderen nutzen und wir müssen nicht noch eine dritte Spurweite berücksichtigen ;-)

Der zweite Schritt

Bei der Abholung der 750er Lore erhielten wir einen entscheidenden Tipp und fanden schließlich im Pfannsteinwerk Liebertwolkwitz auf einem großen Schrotthaufen Loren und Gleise in Spurweite 500mm. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Eigentümer wurden wir uns schnell einig und übernahmen die "Verschrottung". Damit konnten wir mit einem Schlag einige S18er Gleisjoche, ein paar Meter loses S18-Profil, zwei mehr oder weniger defekte Weichen (S10 und S18) sowie 5-6 Kipploren übernehmen. Umgehend holten wir mit unserem Unimog mit Ladekran und Anhänger alles ab, damit standen rund 10 Tonnen "Edelschrott" als "Startpaket" auf unserem Hof. An diesem Tag war dann auch die Spurweite 500mm  für unsere künftigen Feldbahnanlage festgelegt...

(Ergänzung 31.12.02: Ein weiterer Besuch ergab, das alle Reste die noch dort verblieben waren in den Hochofen gewandert sind und wir somit keinen Tag zu zeitig unsere "Reichtümer" gerettet haben - Glück gehabt! Leider waren auch alle Stahlschwellen die noch an den dort verbliebenen völlig verbogenen Gleisen hingen und wir demnächst demontieren wollten verschwunden.)

Der dritte Schritt

In einer Tongrube bei Leipzig konnten wir kostenlos (aber mit reichlich Aufwand) ca. 80m schweres Gleis bergen und zu uns transportieren. Allerdings muss dieses Gleis erst mit neuen Schwellen komplettiert werden, die alten fielen mehr oder weniger freiwillig bei Ausbau ab. Die Kleineisen etc. hängen jedoch noch an den Gleisprofilen und können weiter verwendet werden.

Der vierte Schritt

Während eines Gespräches im Kurzurlaub in Eisenbahnmuseum Heilbronn(!) erfuhren wir von einem Museumsmitarbeiter von Feldbahnmaterialien. Diese sollten sich in Merseburg in einem Museum befinden und möglicherweise zur Abgabe stehen. Sofort nach dem Urlaub nahmen wir mit dem Museum Kontakt auf und siehe da - es gab tatsächlich einiges Material in 500mm Spurweite abzugeben da die Anlage aus Lärmschutzgründen nicht wie geplant im Museum aufgebaut werden durfte. Es handelte sich dabei um weiteres Material aus dem Pfannsteinwerk Liebertwolkwitz, bestehend aus ca. 100 lfm Gleisjochen S18 mit Dachschwellen, zwei S18er Weichen, drei Kipploren und dem Highlight - zwei CKD-Feldbahnloks vom Typ BN15R und BN30R. Wir wurden uns mit dem Eigentümer schnell einig, der Kaufvertrag wurde unterzeichnet und einige Tage später haben wir bereits die Gleise, Weichen und Loren zu uns überführt. Die Bergung der Loks war aufgrund des üblen Regenwetters schwierig, allerdings konnten mit Hilfe des Autodrehkrans aus dem Museum die Loks einige Tage später auch verladen und zu uns überführen

Der fünfte Schritt

Mit freundlicher Genehmigung des Eigentümers, der Stadt Leipzig, konnten wir im März 2003 ca. 300lfm schweres Gleis (140mm Höhe, Spurweite 600mm) von einem Feldrain in Liebertwolkwitz (ein Teil der ehemaligen Strecke des Klinkerwerkes) demontieren und in 12m-Jochen zu uns transportieren. Die Bergung erfolgte in rekordverdächtigen zwei Tagen mit drei Mann, einem Schneidbrenner und unserem Radlader. Nun benötigen wir dafür noch ordentliche Holzschwellen um umspuren zu können. Vermutlich werden wir damit die ersten Meter auf dem eigenen Gelände verlegen. Die Verlegung soll in einem Sandbett mit Schotterschicht erfolgen, das Gleis wird bis zur Schwellenoberkante versenkt um das Gelände optisch nicht zu zerschneiden und das Gras leichter mit Mähwerken zu schneiden.

Der sechste Schritt

Wir haben bei einem Eisenbahnverein im Leipziger Umland Holzschwellen in ausreichender Stückzahl übernehmen können. Der Transport erfolgte am 13.5.03 und der Gleisbau kann nun beginnen.

Der siebente Schritt

BAUBEGINN in Abschnitt 1 - verfolgen Sie den weiteren Bau unserer Feldbahnanlage unter "Gleisbau" und "Strecke"

Einweihung und Inbetriebnahme des ersten Teilstückes am 2.7.03

Nach 9 Monaten Bauzeit wurde an diesem Tag ein wesentlicher Teil der Strecke (ca. 370m), die aufgearbeitete BN30R und unsere ersten beiden Sitzwagen im Kreise der Familie eingeweiht. Bei strahlendem Sonnenschein wurden die ersten Fahrten auf der Pendelstrecke zum vorläufigen Endbahnhof  "Kiesgrube" durchgeführt.

 

Ergänzung 2008: Es ist die gesamte 500mm-Strecke mit einer Länge von 800m fertig gestellt und der Bestand auf 7 Loks angewachsen. Zum Zeitpunkt der Jungfernfahrt im Jahr 2003 war das als Ziel noch in keiner Weise als überhaupt realisierbar eingestuft. Auch die Tatsache, das wir uns mit der Spurweite 600mm befassen würden war damals noch nicht einmal angedacht.

Ergänzung 2012: Bereits 10 Loks befinden sich in unserem Bestand, auch die Gleisanlage in 600mm-Spurweite ist gewachsen.

Ergänzung 2017: Die 500er-Anlage ist weiter gewachsen auf 1km Streckenlänge, wir haben nun 12 Loks und einen Akkutriebwagen.

BN30R mit Sitzwagen auf ihrer Jungfernfahrt am 2.7.2003

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