Modelleisenbahnen der Spur S

aus dem VEB Metallwarenfabrik Stadtilm

BR24

Die Spurweite S im Maßstab 1:64 existiert leider schon immer ein wenig unbeachtet am Rande der Modellbahnwelt. Vor allem betrifft das die, bei Sammlern seit Jahrzehnten gehegte und gepflegte, Spur S aus dem VEB Metallwarenfabrik Stadtilm.

Aus diesem Grund muss aus meiner Sicht unbedingt etwas Licht ins Dunkel gebracht werden, ich werde versuchen hier einige Fakten zur Geschichte der Spur S in der DDR zu erläutern und Fahrzeuge vorzustellen. Es gibt zwar so einige Sammler, Vereine und Museen, von denen sich aber bislang leider niemand an einen größeren Internetauftritt gewagt hat. Immerhin ist zu dieser Spurweite eine wunderbares Büchlein erhältlich (Ralf Heunemann, "Von der Spur 0 zur Spur S"), welches dem Sammler wärmstens empfohlen sei.

 

In der DDR wurde diese Spurweite im VEB Metallwarenfabrik Stadtilm seit 1953 hergestellt, bis dahin (und noch eine kurze Zeit parallel) fand dort auch die Produktion der etwas gebräuchlicheren Spur 0 statt. Mit dem Wechsel zur kleineren Spur S sollte der etwas eingeengten Wohnraumsituation eine passende Modelleisenbahn geschenkt werden.

 

Die Produktpalette war einigermaßen überschaubar, dennoch ist der Fahrzeugpark recht umfangreich und lässt interessante Spielmöglichkeiten zu.

Alle Loks verfügten über Kunststoffgehäuse, die Fahrgestelle einschließlich Getriebe waren aus Metall. Die Loks wurden mit 4,5V und 12V-Motoren ausgeliefert, die Stromversorgung erfolgte mittels Batteriekasten oder Regeltrafo.

Die Wagen bestanden ausnahmslos aus bedruckten Blech. Lediglich die Radscheiben, Kupplungen und Puffer der Wagen fertigte man aus Kunststoff. Die Produkte wurden teilweise in Heimarbeit hergestellt.

Die Dampflok der Baureihe 80 war das erste Triebfahrzeug, welches zunächst neben einigen Güterwagen ausgeliefert wurde. Die Präsentation erfolgte auf den Messen in Leipzig im Jahr 1954. Die Lok hatte zwei Achsen, das Kunststoffgehäuse war nahezu unverwüstlich und auch die Getriebe bestanden aus Metall - genau das richtige für Kinderhände.

Einige Zeit später folgte dann die BR24, eine sehr schöne Lok mit Frontbeleuchtung. Passend dazu lieferte man D-Zugwagen und noch längere Mitteleinstiegswagen. Selbst Mitropawagen komplettierten später die Züge in den Kinderzimmern! Spätestens hier war man auch auf 12V-Spannung angewiesen, die Last am Haken der Loks war mit Batterien nicht mehr zu bewältigen.

1960 folgte dann Produktion eines sehr schöne Schienenbusses mit Beiwagen in den Farben rot/weiß bzw. grün/weiß, dieser wurde jedoch nur bis etwa 1963 produziert. Auch hier bestand das Gehäuse aus verschiedenen durchgefärbten Kunststoffteilen, das Fahrgestell hingegen aus Blech.

Im Jahr 1961 kam dann eine E18 hinzu, diese wurde in verschiedenen Farben hergestellt. Gängig waren Loks in grüner Farbe, andere Farben (gelb, blau & rot) waren nicht so gebräuchlich und sind damit heute eine absolute Rarität. Das Fahrgestell dieser Lok ist identisch mit dem der BR80, ein weiterer Beweis dafür, das effektiv gearbeitet werden musste und trotzdem einige charakteristische Dinge bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes der Loks abgebildet werden konnten.

Eine Diesellok der Baureihe V180 sollte Mythen zufolge auch entstehen, ist aber wohl (leider!) nie in Fertigung gegangen.

Die Gleise bestehen aus Schienen in Form von Hohlprofilen aus Blech, welche auf Pappschwellen befestigt wurden. Es gab verschiedene Gleisstücke, Prellböcke, zwei verschiedene Kreuzungen sowie Hand- und später sogar elektrische Weichen. Zudem konnte man Handsignale und sogar ein elektrisches Formsignal bekommen.

Eine absolute Schönheit waren die (nur?) im Jahr 1963 produzierten Lowa-Doppelstockwagen in 2- und 3-teiliger Ausführung, sie sind heute kaum mehr zu bekommen und bilden - falls vorhanden - wohl das Highlight einer jeden Sammlung. Auch die großen Mitteleinstiegswagen (mit Packwagen und Mitropawagen), welche heute selten zu finden sind, gehörten zur Produktpalette dieses Betriebes.

Natürlich gab es auch einiges außerhalb der Gleise, so wurde beispielsweise Zubehör (Bahnhofsgebäude, Stellwerk usw.) von der Firma Dregeno im Erzgebirge gefertigt.

Lokomotiven

Güterwagen

Personenwagen

Zubehör und Gleise

Im Jahr 1964 endete leider die Produktion der Spur S in Stadtilm, zwar wurde bei MSW Weimar noch einige Zeit Material für Spur S produziert. Dies war allerdings sehr einfach gehalten und beschränkte sich auf Loks der BR 80 mit Federwerkantrieb nebst weniger Wagen.

MSW Weimar - BR80 mit Federwerkantrieb

Heute sind die Fahrzeuge dieser schönen Spurweite nur noch selten zu bekommen, oftmals in (natürlich dem vielen Kinderhänden geschuldeten) bespieltem Zustand. Trotzdem hat die Stadtilmer Spur S ihren Charme und wer einmal damit angefangen hat, kommt so schnell nicht wieder davon los....